Saturday, April 05, 2025

Luigi Einaudi, der Ludwig Erhard Italiens und Vorkämpfern eines vereinten Europas

Empfehlenswert!

"Als sich 1947 eine Reihe von liberalen Intellektuellen am Fuße des Mont Pélerin trafen, war man noch ein Häuflein von Idealisten, die nach den Schrecken des Zweiten Weltkriegs und des globalen Totalitarismus einen Weg in die Freiheit suchen. Schon bald darauf stießen aber zwei Personen hinzu, die durch die Umstände in bedeutsame politische Ämter gespült worden waren. Beide waren von herausragender Bedeutung für den Aufbau eines freiheitlichen Gemein- und Staatswesens in den beiden Ländern, die den Faschismus hervorgebracht und groß gemacht hatten. In Deutschland war das Ludwig Erhard und in Italien Luigi Einaudi (1874-1961).
Einaudi war im ersten Viertel des 20. Jahrhunderts ein typischer öffentlicher Intellektueller. Der zunächst noch pragmatische Sozialist lehrte Finanzwissenschaften in Turin und Mailand, schrieb für renommierte Zeitungen und wurde 1919 in den italienischen Senat berufen. So sehr er sich schrittweise dem Sozialismus abwandte, umso deutlicher noch positionierte er sich gegen den aufkommenden Faschismus.
Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs wurde er Gouverneur der italienischen Zentralbank und Abgeordneter in der verfassungsgebenden Versammlung. 1948 wurde er zum italienischen Staatspräsidenten gewählt.
Wie viele aus der Gründergeneration der Mont Pélerin Society war Einaudi durch den Horror des Totalitarismus zu einem erheblichen Staatskeptiker geworden. Mit großer Leidenschaft kämpfte er publizistisch und in der Gestaltung des neuen italienischen Staates dafür, diesem Gebilde möglichst enge Grenzen zu setzen.
Er gehörte aus dieser Überzeugung heraus auch zu den großen Vorkämpfern eines vereinten Europas. Und das in einer Weise, die gerade in unserer Zeit wieder wegweisend sein könnte: Ein schrankenloser Binnenmarkt sollte für Wohlstand und Frieden sorgen.
Dezentralismus, Wettbewerb und Subsidiarität sollten leitende Prinzipien aller staatlichen Organisationen sein. Und eine starke gemeinsame Verteidigung sollte Europa auf Augenhöhe mit den amerikanischen Verbündeten bringen, während es sich vor allem der kommunistischen Bedrohung mit Wucht entgegenstellen könne. Hätte man sich an die Grundsätze Einaudis gehalten, stünde Europa heute anders da. Für eine Orientierung in diesen Zeiten sollten wir uns vielleicht auch einmal dem begeisterten Hobbywinzer aus dem Piemont zuwenden."

Neue Prometheus-Studie - Mileis Reformen - Tech-Milliardäre - Merz als Bettvorleger - Luigi Einaudi


Luigi Einaudi and his wife Ida Pellegrini




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